Wärme – dieses Medium soll mit eine der tragenden Säulen der künftigen Energieversorgung in Deutschland sein. Schon bevor das Thema durch den Ukrainekrieg und die damit verbundenen Preissteigerungen bei den fossilen Energiemärkten an zusätzlicher Brisanz gewann, stellten die Stadtwerke Günzburg hierzu Überlegungen an. Potentiale lassen sich dabei insbesondere auch durch die Verwertung ohnehin vorhandener Ressourcen, zum Beispiel durch Abwasser aus der Günzburger Kläranlage, realisieren.
Egal ob durch die tägliche Berichterstattung der Medien oder ob Entscheidungen zur künftigen Energieversorgung im eigenen Haus oder der Wohnung anstehen: Die Klima- und Energiekrise sind für viele Menschen aktuell Themen, mit denen sie sich auseinandersetzen oder auseinandersetzen müssen.
„Fernwärme bedeutet Versorgungssicherheit, Klimafreundlichkeit und Preisstabilität“, so Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig. Lothar Böck, Vorstand der Stadtwerke Günzburg, äußert sich ebenfalls positiv dazu: „Konkret geht es darum, dem Abwasser in der Kläranlage Wärme zu entziehen und zum Heizen von Gebäuden zu nutzen.“ In Zahlen werden jährlich circa drei Millionen Kubikmeter Abwasser aus Günzburg in der Kläranlage aufbereitet, das dann in guter Qualität an die Donau zurückgegeben wird, so der Stadtwerke-Chef.
Auf dieser Grundlage könnten mittels Großwärmepumpen entsprechende Wärmemengen generiert werden, die zukünftig in einer Energiezentrale im Bereich vor der Kläranlage gebündelt und in ein Leitungsnetz eingespeist werden. Zunächst könnten durch die Stadtwerke in einem ersten Ausbauschritt rund 5 Millionen Kilowattstunden zur Verfügung stehen, mit denen die Belieferung einiger hundert Wohnungen möglich wäre, so Böck weiter. Die Planungen laufen. Genehmigungsverfahren werden vorangetrieben. „Durch den Aufbau einer lokalen Wärmeversorgung unter diesen Voraussetzungen könnten wertvolle, vorhandene Ressourcen verwendet und dadurch der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 vermieden werden“, so Böck.
Für eine Belieferung mit Wärme besonders geeignet sei das Auweg-Areal zwischen Donau und den Bahngleisen. „Wir prüfen aber auch, ob und welche anderen Gebiete weiter in Frage kommen können, wie z. B. die Dillinger Straße“, so OB Jauernig. Einige Leerrohre in dieser Richtung seien aufgrund bereits stattgefundener Straßenbaumaßnahmen bereits verlegt. „Wir wollen die Infrastruktur so entwickeln, dass eine Belieferung mit der Fernwärme erfolgen kann“, ergänzt Jauernig.
Ein Ziel der Fernwärme sei, eine gewisse Unabhängigkeit vom Energiemarkt zu schaffen. Die relativ konstanten Preise seien ein weiteres willkommenes Argument. „Die Energiewende ist nur mit den Kommunen und den Bürgern möglich. Ich bin überzeugt davon, dass die Nachfrage deutlich höher ist als die Wärme, die wir liefern können“, sagt Oberbürgermeister Jauernig.
Die Unterstützung der Politik in Bezug auf Fördermaßnahmen sowie bei Genehmigungsverfahren spielt eine wesentliche Rolle. Auch die Wirtschaftlichkeit und die Finanzierung der Maßnahmen sind wichtige Faktoren. „Gelingen kann die Energiewende nur in vielen kleinen Schritten und wenn alle an einem Strang ziehen“, so Lothar Böck. Kommunale Stadtwerke sind dabei von wesentlicher Bedeutung, da sie über Jahrzehnte für die Menschen vor Ort präsent und bekannt sind. „Dieses Engagement sowie die Bindung an die Region und ihre Bürger sind Schlüsselfaktoren für den klimafreundlichen Um- und Ausbau der Versorgungsinfrastruktur, gerade in Krisenzeiten“, so Oberbürgermeister Jauernig und SWG-Vorstand Böck.
Mit der Fernwärme durch die Kläranlage – ganz nach dem Motto „Die Stadtwerke heizen ein“ – geht die Stadt einen weiteren Schritt in Richtung ihres im Dezember 2021 verabschiedeten Klimaleitbilds. So soll der Anteil erneuerbarer Wärme im Stadtgebiet bis 2030 auf 50 Prozent und bis 2035 auf 100 Prozent steigen. Die Fernwärme ist hierfür ein wichtiger Bestandteil.
Zum Bild: Fernwärmeleitung für die Erschließung des Auweg-Areals (Foto der Stadtwerke Günzburg KU)